Im Juni 2023 starteten zwei Lernangebote für Männer und Frauen mit geringen Lese- und Schreibkenntnissen in der JVA Billwerder in Hamburg.

2023 nimmt der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung den Faden des Projekts RAUS (Resozialisierung durch Alphabetisierung und Übergangsmanagement für Straffällige) wieder auf und unterstützt die Förderung von Lese- und Schreibkompetenzen in Justizvollzugsanstalten und zwar am Standort Hamburg. Dank einer großzügigen privaten Spende kann der Bundesverband erneut Lernangebote und zukünftig auch weitere Maßnahmen wie Fortbildungen und Sensibilisierungen im Bereich der Justizvollzugsanstalten unterstützen.

Im Juni 2023 starteten zwei je vierstündige Alphabetisierungsangebote in der JVA Billwerder – ein Angebot für Männer und eines für Frauen.  „Das ist ein tolles Angebot, das unsere bestehenden Kurse in Deutsch als Fremdsprache, Grundbildung und auf reguläre Schulabschlüsse ausgerichtetem Unterricht sehr gut ergänzt. Wir freuen uns sehr, dass uns der Bundesverband unterstützt“, kommentiert Justizsenatorin Anna Gallina. Als größte JVA in Hamburg mit 734 Haftplätzen ist Billwerder zuständig für erwachsene männliche Strafgefangene mit kürzeren Freiheitsstrafen sowie für Untersuchungshaft an männlichen erwachsenen Gefangenen mit 638 Haftplätzen. Für erwachsene weibliche Strafgefangene sowie weibliche jugendliche und erwachsene Untersuchungsgefangene gibt es in Billwerder 96 Haftplätze. „Den Schriftspracherwerb sowie die Grundbildung der Inhaftierten zu fördern, ist ein wichtiges Anliegen“, sagt Gallina.

Der Bundesverband unterstützte und begleitete auch die Suche nach und Auswahl der Lehrkräfte, die auf Honorarbasis eingesetzt werden. Außerdem bot und bietet der BVAG im Juni und August 2023 in Hamburg jeweils eine Fortbildung mit Peter Hubertus, vordringlich für Lehrkräfte in Justizvollzugsanstalten und im Maßregelvollzug an, die auch für interessierte Lehrkräfte aus der Erwachsenenbildung offen ist.

Das Ziel des Angebots am Standort Hamburg ist es, zum einen konkrete Lernangebote dort zu schaffen, wo diese zumindest im angestrebten Umfang bisher nicht regulär finanziert werden. Zum anderen sollen im Zusammenhang mit den Lernangeboten die grundständigen Konzepte und Angebote von RAUS aktualisiert und für eine breite(re) Nutzung aufbereitet werden. Dazu gehören Materialien zur Ansprache von Betroffenen ebenso wie die Sensibilisierung von JVA-Personal für gering literalisiert Menschen im Strafvollzug.

Das Beispiel zeigt, dass zivilgesellschaftliches Engagement rasch wirken kann. Die lange Ruhephase von RAUS und der späte Transfer zeigen aber auch, dass nur eine finanzielle Grundausstattung für die notwendigen Strukturen die konstante Durchführung von Grundbildungs- und Alphabetisierungsangeboten ermöglicht.

Im Projekt RAUS ist ein nach wie vor lesenswertes Fachbuch entstanden, das die wesentlichen Erkenntnisse zusammenführt und sich den Bedarfen, Bedingungen und Zielen der Grundbildung im Strafvollzug widmet. Das Buch ist im Open Access bei wbv erhältlich und zwar hier. Das JVA-Alphabetisierungsprojekt RAUS wurde von 2012-2015 vom BMBF gefördert.

Text: Nicole Pöppel